Survival Feuer machen - zuverlässig. Überall.
- 28. Okt.
- 7 Min. Lesezeit
Die Fähigkeit, in der Natur ein Feuer zu entfachen, zählt zu den wichtigsten Überlebensfertigkeiten in der Wildnis. In meinen Kursen beobachte ich bei den Teilnehmern immer wieder, dass selbst unter optimalen Bedingungen und mit gutem Material das Entzünden oft schwierig ist oder gar nicht gelingt. Vor vielen Jahren habe ich mir deshalb Gedanken gemacht, wie sich die Chancen erhöhen lassen, dass ein Feuer tatsächlich in Gang kommt. Nicht jeder, der in eine Notsituation gerät, ist ein erfahrener Survival Experte, der das Feuermachen mühelos beherrscht. Es braucht also eine Methode, die die Erfolgsaussicht beim Survival Feuer machen deutlich verbessert. Ein entscheidender Faktor ist dabei der richtige Aufbau der Feuerstelle sowie die Wahl der Materialien.

Vorbereitung für das Survival Feuer
Natürlich spielen neben dem Aufbau auch andere Dinge für das erfolgreiche Entfachen des Feuers eine Rolle: etwa die Qualität der Anzündhilfen – es macht durchaus einen Unterschied, ob man einen einfachen oder hochwertigen Feuerstahl benutzt – oder die Witterung. Dass sich ein Feuer an einem trockenen Sommertag leichter entzünden lässt als bei nassem Herbstwind, dürfte jedem klar sein.
Die eigentliche Lösung liegt jedoch im Aufbauprinzip der Feuerstelle. Wer diesem aus meinen nachfolgenden Absätzen folgt, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass das Feuer zuverlässig entzündet wird, erheblich.
Loch graben
Zunächst sollten die Voraussetzungen geschaffen werden, um die Feuerstelle vor Witterungseinflüssen zu schützen – sonst bringt selbst der beste Aufbau wenig. Ich lasse bewusst den Schutz vor Niederschlag in diesem Beitrag weg, dazu wird mittelfristig ein eigener Artikel in diesem Survival Blog veröffentlicht. Primär geht es um den Schutz vor Wind.
Gerade in der Entwicklungsphase nach dem Anzünden ist die Flamme noch klein und empfindlich – schon eine leichte Böe kann sie sofort ersticken. Wind kühlt die Flamme und die Glut durch den Luftstrom ab, sodass die nötige Hitze für das Entzünden von Zunder oder Holz oft nicht erreicht wird. Zwar braucht Feuer Sauerstoff, aber zu viel auf einmal wirkt eher wie ein „Durcheinanderwirbeln“: Die Hitze verteilt sich, der Zunder verbrennt zu schnell oder wird weggeblasen, bevor sich ein stabiles Feuer entwickeln kann. Ein Beispiel dazu: Mein Survival Camp befindet sich auf einer Anhöhe, wo fast immer leichte Bodenwinde wehen. Die merkt man oft erst, wenn man sich hinkniet, um das Feuer zu entzünden – und genau dann sind sie es, die den Teilnehmern das Feuer immer wieder zunichtemachen. Daher muss das Feuer insbesondere im Startprozess vor diesen Winden geschützt werden.
Eine bewährte Methode ist es, das Feuer eine Ebene tiefer zu setzen – also ein kleines Loch in den Boden zu graben. So ist die Flamme von allen Seiten besser vor Wind geschützt. Wie tief oder breit dieses Loch sein sollte, lässt sich schwer pauschal festlegen, da es stark von den jeweiligen Bedingungen – vor allem der Windstärke – abhängt. Das auf dem Foto gezeigte Beispiel ist etwa 15 cm tief.
Weht der Wind nur aus einer Richtung, kann man den Aushub auf der Windseite (also von wo der Wind kommt) aufschichten und so einen zusätzlichen Schutzwall schaffen. Ändert die Windrichtung häufiger, empfiehlt es sich, das Loch möglichst rundum einzufassen. Auf dem Bild unten ist außerdem ein Kanal zu sehen, der von der Windrichtung wegführt. Er wurde angelegt, um dem Feuer in der Startphase zusätzliche Luft zuzuführen – der aufsteigende Luftzug zieht durch den Kanal Luft an und unterstützt so das Entfachen.

Rost bauen
Feuchtigkeit ist – wie sich leicht vorstellen lässt – der größte Feind eines Feuers. Besonders problematisch wird es, wenn die feinen, fluffigen Anzündmaterialien nass werden, also genau die Materialien, die den Funken des Feuerstahls auffangen und in eine offene Flamme verwandeln sollen. Ist dieses Anzündmaterial einmal feucht, lässt es sich kaum noch entzünden.
Oft passiert das unbemerkt, wenn man das Anzündmaterial direkt auf dem Boden lagert, während man die Feuerstelle vorbereitet. Das Anzündmaterial zieht dann die Bodenfeuchtigkeit auf und saugt sich voll. Gerade bei aufgelockerten Tampons, die sich viele bei meinen Survival Trainings als Zunder bereitlegen, sehe ich dieses Problem immer wieder.
Um das zu verhindern, lege ich auf den Boden meiner Feuergrube ein paar gerade Stöckchen dicht nebeneinander. Darauf platziere ich dann mein trockenes Anzündmaterial – so bleibt es vom feuchten Boden geschützt. Der schöne Nebeneffekt: Beim Entzünden bekommt das Feuer von unten zusätzlich Luft und somit Sauerstoff von unten. Und wir alle wissen: Feuer liebt Sauerstoff!

Brennmaterialien sortieren und vorbereiten
Direkt neben der Feuerstelle sollte das Anzünd- und Zundermaterial in verschiedenen Stärken und Arten bereitliegen – idealerweise gut sortiert. Besonders in der Anfangsphase, wenn die ersten Flammen entstehen, ist es entscheidend, sofort sehr feines Zundermaterial nachlegen zu können. Daher gilt: Das Material muss sortiert, in ausreichender Menge vorhanden und stets griffbereit sein.

Um die Anzündbarkeit zu erhöhen, empfiehlt es sich, einen Teil des Holzes aufzurauen oder daran Späne zu erzeugen. Dazu wird mit dem Messer zunächst die Rinde der kleinen Zunderhölzchen entfernt und anschließend mit dem Messer oder einem scharfkantigen Stein feine Spänchen geschnitzt. Auf diese Weise kann die Flamme besser greifen und sich im Holz festsetzen.

Aufbau der feinen (Zunder)Hölzchen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit Hölzchen ein Feuer aufzubauen. Mein persönlicher Favorit ist die Tipi-Form – sie ist logisch nachvollziehbar, leicht umzusetzen und hat sich für mich in der Praxis immer wieder bewährt. Selbst heute, mit all meiner Erfahrung, greife ich noch gerne auf diese Bauweise zurück. Warum entscheide ich mich für die Tipi-Form? Ganz einfach: Eine Flamme ist unten breit und verjüngt sich nach oben. Zudem strebt sie stets nach oben, um sich auszubreiten. Genau diese Eigenschaften machen wir uns mit der Tipi-Form zunutze – so unterstützen wir das Feuer dabei, größer zu werden.
Die Umsetzung ist simpel: Dünne, trockene Hölzchen (das Zundermaterial) werden wie bei einem Tipi in die Erde gesteckt, sodass sie sich mittig über den am Boden liegenden Hölzern kreuzen. Genau dieser Kreuzungspunkt ist entscheidend, denn die Flamme steigt nach oben und verjüngt sich dabei konisch. Entzündet sich das Holz an dieser Stelle, brennt es ab und fällt in das Herz des Feuers. Dort entsteht die notwendige Glut, die das Feuer weiter nährt.
Wichtig ist außerdem, das Tipi vorn offen zu lassen – also nur ein halb- oder dreivierteloffenes Tipi zu bauen. So ist Platz, um das Feuer zu entfachen, denn wenn dieses rundum geschlossen ist, ist der Zugang zum Anzündmaterial verwehrt. Zwischen die feinen Hölzchen darf auch mal ein etwas dickeres Stück Holz gesteckt werden, doch Vorsicht: Das Tipi darf nicht zu dicht gebaut sein, sonst gelangt nicht genug Sauerstoff ins Feuernest.

Platzieren des Anzündmaterials
Das Anzündmaterial wird auf das „Rost“ gelegt. Wichtig ist dabei, den Abstand zur Kreuzungsstelle des Tipis gering zu halten. Ist er zu groß, erreichen die kleinen, noch schwachen Flammen das Zundermaterial nicht und das Feuer geht aus. Genau dieser Punkt gehört zu den häufigsten Fehlern beim Aufbau einer Feuerstelle. Alternativ dazu kann man das Anzündmaterial auch auf einem Stück Rinde lagern und es nach dem Anzünden schnell ins Tipi legen. Das ist dann ratsam, wenn das Loch für das Feuer aufgrund starken Winds tief gegraben und schlecht mit dem Feuerstahl oder anderen Anzündhilfen erreicht wird.

Entzünden des Feuers
Nun wird das Feuer entzündet. Sobald das Anzündmaterial brennt, legt man dünnes Zundermaterial nach – am besten ebenfalls in Tipi-Form. In manchen Fällen ist es hilfreich, das Tipi mit einem Stock leicht flachzudrücken, damit das Zundermaterial schneller Feuer fängt. Wichtig ist dabei, darauf zu achten, dass die Flammen nicht ausschließlich nach oben zur Kreuzungsstelle des Tipis wandern und nur dort weiterbrennen.
Der größte Fehler in dieser Phase ist es, ins Feuer zu blasen! Solange noch keine stabile Glut vorhanden ist und das Feuer bereits in einem fortgeschrittenen Stadium brennt, sollten das nur Geübte versuchen. Denn meist passiert genau das Gegenteil: Das Anzündmaterial wird ausgeblasen – oder schlimmstenfalls das ganze Feuer erstickt. Wenn überhaupt geblasen wird, dann ausschließlich vorsichtig von der Seite und niemals von oben. Von oben wäre es so, als würde man Wasser ins Feuer gießen.

Das Feuer vergrößern
Jetzt können auch dünne Hölzer in etwa halber Fingerdicke nachgelegt werden – am besten ebenfalls in Tipi-Form. Hilfreich ist es manchmal, die Stöckchen mit dem unteren Ende in den Boden zu stecken, damit die Form stabil bleibt und nicht zusammenfällt. Sobald das Feuer zuverlässig brennt, wird es nach und nach mit weiterem Zundermaterial und anschließend mit dem dritten Medium, dem Holz, gefüttert, bis es die gewünschte Größe erreicht hat. Und schon ist das Lagerfeuer entfacht.
Übung, Übung, Übung!
Auch wenn diese Art der Feuerstelle die Chancen auf ein erfolgreiches Entfachen deutlich erhöht, führt kein Weg am Üben vorbei. Erst durch regelmäßiges Training wird die Methode perfektioniert und du gewinnst Sicherheit in der Anwendung. Ich empfehle dir, das Ganze bei unterschiedlichen Wetterlagen auszuprobieren. Die Königsdisziplin ist schließlich, ein Feuer auch im Regen zu entfachen – auf die besonderen Herausforderungen von Feuchtigkeit und Nässe werde ich in einem separaten Blogbeitrag noch ausführlich eingehen.
Vielen Dank fürs Lesen! Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich, wenn du ihn mit anderen teilst.
👉 Werde Mitglied meiner Seite und erhalte künftig automatisch eine Nachricht, sobald ein neuer Blogbeitrag erscheint. Oder abonniere alternativ meinen RSS-Feed, um immer auf dem Laufenden zu bleiben.
Bei meinen Survival Wochenenden oder meinen anderen Kursen kannst du praktisch unter professioneller Anleitung lernen, wie du ein Survival Feuer ohne Feuerzeug entfachst.
